Me, myself and I? – Partikularinteressen versus gesellschaftlicher Zusammenhalt
Landauer Akademiegespräche 2020/2021: Diskursstörung
Selten wurde mehr von Verantwortung, Rücksichtnahme und Zusammenhalt geredet als in der Corona-Pandemie. Dass wir zugunsten anderer auf persönliche Freiheiten, soziale Kontakte und Vergnügungen verzichten müssen; dass Alte und Kranke zu schützen sind; dass knappe Impfstoffe gerecht verteilt werden, national, europäisch, global – diese Einsichten werden von vielen geteilt. Zugleich hat die Pandemie aber auch Zweifel an der Tragfähigkeit gesellschaftlicher Solidarität aufkommen lassen.
Die Frage, wie es um den gesellschaftlichen Zusammenhalt bestellt ist, ist auch schon vor der Pandemie lauter geworden. Das Ministerium für Bildung und Forschung fördert seit 2018 ein ‚Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt‘, an dem über 100 Wissenschaftler*innen aus zehn Bundesländern beteiligt sind. Im Hintergrund steht der Eindruck, dass sich in einer immer individualistischeren und diverser werdenden Gesellschaft Brüche und Risse zeigen, die der Reparatur bedürfen.
Verlieren wir Verbundenheit, wenn wir kulturell, sozial und weltanschaulich immer unterschiedlicher werden? Geht Individualisierung auf Kosten des Gemeinwohls? Redet am Ende jeder und jede nur noch von sich selbst, für sich selbst und mit sich selbst? Dabei ist der gesellschaftliche Zusammenhalt längst keine nationalstaatliche Kategorie mehr. Globale Herausforderungen wie die Klimaerwärmung erfordern längst eine Form von Solidarität in der »Weltrisikogesellschaft« (Ulrich Beck).
Wir diskutieren mit Andrea Lindholz MdB, Vorsitzende des Ausschusses für Inneres und Heimat des Deutschen Bundestages, und mit Dr. Peter Kohlgraf, Bischof der römisch-katholischen Diözese Mainz.
Eine Veranstaltung der Evangelischen Akademie der Pfalz in Kooperation mit dem Frank-Loeb-Institut an der Universität Koblenz-Landau und der Stadt Landau.
Gefördert von der Sparkassenstiftung Südliche Weinstraße, BMW Vogel Autohäuser, Brillen Kuntz und den Winzern „Fünf Freunde aus der Südpfalz“.