Ist das Geschichte oder kann das weg?
Zum Umgang mit unbequemen Relikten der Vergangenheit
Der Streit um die Hitler-Glocke im Turm der evangelischen Kirche in Herxheim am Berg hat europaweit für Furore gesorgt. Ein Mix aus Beharrungsvermögen, Schlussstrich-Mentalität, Zaghaftigkeit, moralischer Empörung, medialer Dynamik und naiven Kommunikationsstrategien hat dazu geführt, dass der Konflikt zeitweise völlig aus dem Ruder lief – und bis heute nicht zufriedenstellend gelöst werden konnte.
Der Sache nach ist Herxheim kein Einzelfall. Konflikte gab und gibt es auch um den Adler auf dem Sedan-Denkmal in Ludwigshafen-Ruchheim, Gefallenen-Tafeln in Kirchen, das Hellinger-Wiesmann-Denkmal in Speyer, das Bürckel-Grab in Neustadt, den Westwall oder die Judensau in Wittenberg. Auch an immateriellen Relikten der Vergangenheit entzünden sich Auseinandersetzungen: Die Hans-Stempel-Straßen in Landau, Speyer und Steinwenden, die Karl-Helfferich-Straße in Neustadt, das Eduard-Spranger-Gymnasium in Landau, das von manchen als rassistische und kolonialistisch empfundene Logo der Kaffeerösterei Mohrbacher in Ludwigshafen. Sind diese Debatten vergleichbar? Weisen sie ein gemeinsames Muster auf? Warum wird über Relikte der Vergangenheit so erbittert gestritten? Welcher Umgang ist angemessen: erhalten, erklären, uminszenieren, stilllegen, musealisieren, entfernen? Gibt es eine besondere kirchliche und theologische Perspektive auf solche Fragen? Dazu besteht nach wie vor Klärungsbedarf.
Anlässlich des 90-jährigen Jubiläums des Zentralarchivs der Evangelischen Kirche der Pfalz laden wir ein zum Nachdenken, Zuhören und Diskutieren.
Mit dem Publizist Prof. Dr. Micha Brumlik und der Historikerin Prof. Dr. Claudia Lepp.
Eine Veranstaltung der Evangelischen Akademie der Pfalz in Kooperation mit dem Zentralarchiv der Evangelischen Kirche der Pfalz.