Tabu – Medien an den Grenzen des Sagbaren? Südwestdeutsche Medientage 2025

Dass die freiheitsliebenden modernen Gesellschaften des 21. Jahrhunderts ohne Tabus auskämen, ist eine Illusion: Rassismus, Antisemitismus und Sexismus sind zu Recht tabu. Die Toleranz gegenüber Extremismus und Gewalt hat enge Grenzen. Tabubrüche jeweils inklusive. Die Tabuzone des Privaten hingegen löst sich im Social Media-Zeitalter fast geräuschlos auf.
Der Weltumsegler James Cook hat den polynesischen Begriff »Tabu« nach Europa gebracht. Übersetzt wird er mit »verboten«. Im heutigen Sprachgebrauch schwingen Unantastbarkeit und Heiligkeit mit. Gestalt und Inhalte von Tabuvorschriften wandeln sich, das Tabu an sich ist eine kulturelle Konstante. Bis heute gibt es Sachverhalte, vor denen wir uns scheuen oder mit denen wir nur sehr behutsam umgehen wollen. Und bis heute bestimmen soziale Konventionen, was gesagt und getan wird.
Wie nähern sich Journalist*innen, Öffentlichkeitsarbeiter*innen, Politiker*innen und andere öffentliche Akteure gesellschaftlichen Tabuzonen? Was sollte im öffentlichen und medialen Diskurs verboten sein: moralisch, gesellschaftlich, gesetzlich? Wie groß ist die Versuchung, Themen und Thesen zu vermeiden, die öffentliche Empörung hervorrufen könnten? Oder im Gegenteil: Wo werden Tabubrüche als Marketinginstrument benutzt, um Aufmerksamkeit zu erzeugen, Auflagen zu steigern, Zuschauerzahlen zu erhöhen und Click-Raten nach oben zu treiben? Und schließlich: Wo wird der Vorwurf der Tabuisierung gezielt eingesetzt, um die Grenzen des Sagbaren zu verschieben und extremistische Haltungen oder schlicht Unsinn salonfähig zu machen?
Darüber diskutieren wir bei den 9. Südwestdeutschen Medientagen in Landau und auf dem Hambacher Schloss.
Eine Veranstaltung der Evangelischen Akademie der Pfalz mit der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, dem Frank-Loeb-Institut an der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau, dem Referat »Kommunikation & Presse« der Evangelischen Kirche der Pfalz, den Verlagen »Die Rheinpfalz« und »Mannheimer Morgen«, dem Journalistischen Seminar der Universität Mainz sowie der Medienanstalt Rheinland Pfalz.
Die Abendveranstaltung »Tabus in unserer Gesellschaft – zwischen Moral, Macht und Medien« auf dem Hambacher Schloss wird aufgezeichnet und als »SWR Demokratieforum« im Fernsehen ausgestrahlt. Den Sendetermin geben wir zu gegebener Zeit bekannt.
Zu Gast sind Mo Asumang, Autorin und Regisseurin, Bischof Dr. Peter Kohlgraf, Mainz, und Dr. Ronen Steinke, Journalist, Jurist und Autor. Moderation: Michel Friedman
Die Teilnahme an der Tagung ohne Übernachtung und am Abendprogramm auf dem Hambacher Schloss ist kostenfrei. Für eine Teilnahme inklusive Übernachtung berechnen wir mit Frühstück 69 Euro im Einzelzimmer und 54 Euro im Doppelzimmer. Für Studierende und Leistungsempfänger beträgt der Eigenanteil für die Übernachtung 54 Euro im Einzelzimmer inklusive Frühstück.