Deutschland, die Kirchen und der Islam
Über Sichtbarkeit und Bedeutungsverlust der Religionen
Zwei große Thesen zur Entwicklung von Religion lagen in der jüngeren Vergangenheit miteinander im Widerstreit: Die eine prophezeite den Niedergang der Religion, die andere deren Erstarken. Während die Säkularisierungsthese nahelegte, dass es nur noch eine Frage der Zeit sei, ehe Religion gänzlich Privatsache, wahrscheinlich aber überwunden werde, erkannte die andere einen religiösen Aufbruch. Dessen Form präsentierte sie als eine Mischung von Mystik und Sozialengagement.
Beide Thesen haben sich bestätigt und wurden doch zugleich auch widerlegt. Religion ist zu einem Faktor erstarkt, sie ist im öffentlichen Raum präsent. Allerdings nicht in mystischer Form, sondern in politischer. Als solche gibt sie Anlass zu teils heftigen Diskussionen: Wie viel Islam verträgt die Gesellschaft? Ist der Islam demokratiefähig? Soll der Staat die Kirchenprivilegien wie Kirchensteuer und eigenes Arbeitsrecht aufkündigen?
Während Religion in solchen Debatten einen hohen Grad an Aufmerksamkeit erzielt, verliert sie in ihrer verfassten Form an Bedeutung. Dies lässt sich sowohl für die Kirchen wie auch für die islamischen Organisationen beobachten. Die Tagung stellt den Gesellschaftswandel in den Mittelpunkt und fragt nach der künftigen Gestalt von Religion in Deutschland. Wie wird sich die Position der Kirchen durch das Hinzutreten des Islam verändern? Welche Form wird der Islam annehmen? Und welche gesellschaftliche Verantwortung übernehmen die Religionen?
Mit Ministerpräsident a.D. Günther Beckstein u.a.