Krieg und Religion
Herbstakademie der Gesellschaft der Freunde der Evangelischen Akademie der Pfalz e.V.
2018 jährt sich zum 400. Mal der „Prager Fenstersturz“. Für die betroffenen königlichen Statthalter verlief die Angelegenheit einigermaßen glimpflich – die langfristigen Folgen aber waren fatal: Jahrzehntelang Krieg in Europa, Gewaltexzesse, Tod und Entvölkerung. Der Dreißigjährige Krieg war kein „Religionskrieg“ im strengen Sinne des Wortes – dass konfessionelle Faktoren jedoch eine wesentliche Rolle spielten ist unbestritten. Das traurige Jubiläum nehmen wir zum Anlass, grundsätzlich über das Verhältnis von Religion und Krieg nachzudenken. Der Ägyptologe Jan Assmann vertritt seit einigen Jahren die Auffassung, dass die monotheistischen Religionen besonders gewaltaffin seien. Brutalität sei keine fundamentalistische Entgleisung, sondern ein Wesensmerkmal des Monotheismus. Nicht zuletzt die gegenwärtigen Erfahrungen mit islamistischem Terror scheinen seine These zu bestätigen. Auch das Christentum hat seine Gewaltgeschichte – in scharfem Kontrast zur Verkündigung Jesu und zur biblischen Friedensbotschaft. Die Herbstakademie führt uns zu den Gedenkstätten auf dem Schlachtfeld von Lützen, auf dem der schwedische König Gustav Adolf starb. Wir besuchen das militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden und diskutieren mit den Machern, ob und wie man den Krieg ausstellen kann. Im Residenzschloss nehmen wir die Rüstkammer der sächsischen Kurfürsten in Augenschein: Waffen als Repräsentationsobjekte. In Prag stehen die Orte der dortigen Gewaltgeschichten im Mittelpunkt: Hussitenkriege, Dreißigjähriger Krieg, Niederschlagung des Prager Frühlings. Vor allem aber diskutieren wir über Gewaltpotentiale und die friedenstiftende Kraft von Religion heute.
In Kooperation mit der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt.