Wie heilig ist die Heilige Schrift?
Theologische Tagung 2019
Klare Worte findet die pfälzische Vereinigungsurkunde in der bis heute gültigen Fassung von 1821 zur Bibel: Sie ist alleiniger ‚Glaubensgrund‘ und alleinige ‚Lehrnorm‘, also notwendiger Bezugspunkt des christlichen Glaubens. Was in der Kirche offiziell gepredigt, unterrichtet und gelehrt wird, muss sich an der Bibel messen lassen. Diese Vorstellung ist gut evangelisch. Alle Kirchen der Reformation nehmen für sich in Anspruch, ‚allein aus der Schrift‘ zu leben. Auch für die anderen christlichen Kirchen ist die Bibel das ‚Buch der Bücher‘. Was bedeutet das? Was macht die Bibel zur ‚Heiligen Schrift‘? Welche normative Geltung kann sie beanspruchen in einer von Rationalität geprägten Welt, in der verschiedene Glaubensüberzeugungen, Wahrheitsansprüche und Lebensstile möglich sind und miteinander konkurrieren? Seit der Erfindung der Schrift wurden Myriaden von Büchern produziert. Was macht vor diesem Hintergrund Besonderheit dieses einen Buches aus? Was unterscheidet die ‚Gute Nachricht‘ von den unzähligen Nachrichten, die uns tagtäglich analog und digital erreichen. Wie kann sich die Bibel angesichts einer Überfülle an Informationen, Meinungen und Bildern behaupten? Hat sie in einer reizüberfluteten Zeit mit immer kürzer werdenden Aufmerksamkeitsspannen überhaupt noch eine Chance? Die Frage nach der Heiligkeit der Heiligen Schrift ist eine persönliche Frage, die wir im Rahmen der Tagung auch persönlich diskutieren werden. Wir werden uns aber auch darüber verständigen, welche kirchliche, kulturelle und gesellschaftliche Praxis im Umgang mit der Bibel angemessen ist.